Mehr Lust auf Sex – wünschst du dir das?

Es gibt Zeiten im Leben, in denen das Verlangen nach Sex ausbleibt. Wenig Lust auf Sex zu empfinden, gehört zu den häufigsten Gründen, warum Menschen eine Sexualberatung aufsuchen. Besonders in Partner*innenschaften kann es zur Herausforderung werden, wenn das Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Intimität zwischen den Partner*innen unterschiedlich stark ausgeprägt ist.
Kennst du diese Situation? Fragst du dich: „Was stimmt nicht mit mir?“ Wenn der Zugang zu deiner Lust verschlossen ist, beginnst du vielleicht an dir zu zweifeln. Du fragst dich, ob du etwas falsch machst oder „verklemmt“ bist, und wünschst dir, dich einfach entspannen zu können – so wie es bei anderen scheinbar funktioniert. Vielleicht spürst du Wut auf deine*n Partner*in, dem*der deine Lustlosigkeit zu schaffen macht, fühlst dich von seiner*ihrer Präsenz bedrängt. Du blickst mit Missbilligung auf dich selbst und auf deine*n Liebste*n – was die Lust auf sexuellen Austausch noch weiter drosselt.

Akzeptanz für dich selbst

Um aus diesem Kreislauf auszubrechen, hilft es oft, einen Schritt zurückzutreten und sich selbst mit etwas Distanz zu betrachten. Eine somatische Sexualberatung kann dabei unterstützend wirken. In vertrauensvollen Gesprächen und durch sanfte Körperübungen lernst du, wieder ein „Ja“ zu dir selbst zu finden. Du bist genau richtig, so wie du bist – auch und gerade mit deiner momentanen Lustlosigkeit.

Lustlosigkeit als Signal

Was wäre, wenn du die fehlende Lust auf Sex nicht als Problem, sondern als Hinweis verstehen könntest? Häufig gibt es gute Gründe, warum du gerade wenig Verlangen spürst. Vielleicht hast du gerade viel Stress – sei es beruflich, als Elternteil von kleinen Kindern oder durch ungelöste Konflikte in der Beziehung. Dein Körper und deine Psyche laufen auf Hochtouren, du gehst immer wieder über deine Grenzen, und es bleibt wenig Raum zum Loslassen, Spüren und Genießen. In diesem Kontext ist es nicht verwunderlich, dass wenig sexuelle Lust aufkommt – es ist eine angemessene Antwort deines Körpers auf deine Lebenssituation.

Was tut mir gut?

Ein weiterer Grund für das fehlende Verlangen könnte die Art des Sex sein, den du hast. Es gibt viele Möglichkeiten, sich selbst und einander zu berühren, und viele Bereiche des Körpers, die Lust empfinden können. Schnell oder langsam, sanft oder kräftig, mit den Handflächen, mit den Fingerspitzen, mit dem ganzen Körper… Welche Art der Berührung fühlt sich gut für dich an? Und wann und mit wem? Wenn du bisher wenig Verlangen nach Sex hast, mag es daran liegen, dass du dir diese Fragen noch nicht gestellt hast. Wie wäre es, wenn du deine bisherige Lustlosigkeit als Wegweiser in ein Land sehen würdest, das du vielleicht noch nicht so gut kennen gelernt hast – deinen eigenen Körper?

Räume für Ruhe schaffen

Vielleicht hilft es dir, in deinem Alltag kleine Oasen der Ruhe zu schaffen, in denen du dir selbst näher kommen und spüren kannst, was du brauchst, um dich lustvoll zu fühlen. Deine Sinne – Sehen, Riechen, Schmecken, Fühlen und Hören – können ein Weg sein, die Lust auf Sex oder am Spüren einzuladen und ihr Raum zu geben. Das Erforschen deines Körpers und das Entdecken dessen, was dir Freude bereitet, kann eine Tür zu deiner Lust öffnen. In der Sexualberatung erhältst du dazu Impulse, denen du zu Hause alleine oder gemeinsam mit deine*m Partner*in nachgehen kannst. Lass dir bei allem Zeit und sei nachsichtig und liebevoll mit dir – Lust kommt oft nicht über Nacht. Sie streckt vorsichtig ihre Fühler aus und zieht sich auch immer mal wieder ein wenig zurück. Je geduldiger du mit dir selber bist, desto eher kann die Lust sich bei dir heimisch fühlen.

Zufrieden ohne Lust auf Sex?

Zu guter Letzt: Lust auf Sex ist kein Muss. Wir sind alle unterschiedlich – und unterschiedliche Dinge tun uns gut. Erfüllender Sex ist zwar ein wunderschöner Teil des Menschseins. Doch nicht alle Menschen haben gleich viel Spaß daran oder überhaupt ein Verlangen danach. Und das ist ok. Sollte sich bei dir keine Sehnsucht nach mehr Lust einstellen, sondern eine Zufriedenheit mit deinem jetzigen Zustand, könnte es sein, dass du dich im Spektrum der Asexualität befindest. In diesem Fall geht es darum, diese Erkenntnis zu festigen und eventuelle äußere Herausforderungen – etwa in der Partnerschaft – anzugehen. Auch dafür kann eine somatische Sexualberatung hilfreich sein.